Um wie viel weniger ist ein Unternehmen wert, in dem sich alles um die Inhaber dreht?

Dr. David Hoeflmayr

Experte für Unternehmenswertsteigerung

Unternehmen, die stark auf die Inhaber ausgerichtet sind, sind weniger attraktiv für Nachfolger und werden daher niedriger bewertet. Aber wie groß ist der Wertabschlag für Inhaberabhängigkeit wirklich? Ist es eher 5% oder 50%?

In diesem Blog-Beitrag gehen wir der Frage nach und zeigen auf, wie sich die Inhaberabhängigkeit auf den Unternehmenswert auswirkt und wie Sie diese Abhängigkeit reduzieren können.

Was bedeutet Inhaberabhängigkeit?

Inhaberabhängigkeit bezeichnet die Situation, in der das Unternehmen stark von der Person des Inhabers abhängt. Dies kann verschiedene Formen annehmen:

  • Der Inhaber ist der Hauptansprechpartner für Kunden und Lieferanten.
  • Der Inhaber trifft die meisten strategischen und operativen Entscheidungen.
  • Wichtige Geschäftsbeziehungen und -prozesse hängen von der persönlichen Anwesenheit des Inhabers ab.

Diese Abhängigkeit kann zu erheblichen Problemen führen, wenn das Unternehmen verkauft oder an einen Nachfolger übergeben werden soll. Nachfolger sehen dies als Risiko, da der Erfolg des Unternehmens stark an eine einzige Person gebunden ist.

Der Wertabschlag durch Inhaberabhängigkeit

Um den Wertabschlag durch Inhaberabhängigkeit zu verdeutlichen, rechnen wir ein Beispiel durch. Nehmen wir an, Ihr Unternehmen erzielt einen jährlichen Ertrag von 1 Mio. € und der Kapitalisierungszinssatz, also der Zins, mit dem diese Überschüsse diskontiert werden, liegt bei 12%.

Der Unternehmenswert ist:

1 Mio.€ / 12% = 8,3 Mio.€

Ein verbreitetes Bewertungsverfahren, der AWH-Standard, beurteilt die Inhaberabhängigkeit anhand von 10 Kriterien und nimmt Aufschläge von 0-30 Prozentpunkten auf den Kapitalisierungszinssatz vor.

Nehmen wir an, bei Ihnen ist die Inhaberabhängigkeit mittelgroß und ergibt einen Aufschlag von 15 Prozentpunkten.

Der neue Kapitalisierungszinssatz ist nun:

12% + 15% = 27%

Der neue Unternehmenswert ist:

1 Mio.€ / 27% = 3,7 Mio.€

Der Wertabschlag macht mehr als die Hälfte aus!

Andere Verfahren berechnen die Inhaberabhängigkeit anders, z.B. indem sie die nicht übertragbare Ertragskraft herausnehmen oder die Anzahl der Jahre reduzieren, in denen Überschüsse in den Unternehmenswert einfließen. Unabhängig vom Verfahren ist die Größenordnung des Abschlags signifikant.

Auswirkungen im echten Leben

In der Praxis wird über diese Wertabschläge selten verhandelt. Die Nachfolgeinteressenten haben längst mit den Füßen abgestimmt, wenn sich im Unternehmen alles um die Inhaber dreht. Dies bedeutet, dass potenzielle Käufer oft gar nicht erst Interesse zeigen oder ihre Angebote stark reduzieren.

Wie können Sie die Inhaberabhängigkeit reduzieren?

Es gibt mehrere Strategien, um die Abhängigkeit vom Inhaber zu verringern und den Unternehmenswert zu steigern:

  1. Delegation:
    • Verteilen Sie Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse auf mehrere Schultern.
    • Fördern Sie eine Kultur der Eigenverantwortung im Team.
    • Investieren Sie in die Weiterbildung und Entwicklung Ihrer Mitarbeiter, sodass sie in der Lage sind, Schlüsselrollen zu übernehmen.
  2. Dokumentation:
    • Stellen Sie sicher, dass alle wichtigen Geschäftsprozesse und Informationen dokumentiert sind. Dies erleichtert die Übergabe an Nachfolger und reduziert das Risiko von Wissensverlust.
    • Bauen sie ein aussagekräftiges Reporting mit den wichtigsten Kennzahlen auf
  3. Zurücknahme:
    • Ziehen Sie sich aktiv aus dem Tagesgeschäft heraus. Reduzieren sie Bürotage, Regeltermine und Meeting-Teilnahmen.

Fallbeispiel: Erfolgreiche Reduktion der Inhaberabhängigkeit

Mehrere Nachfolgeinteressenten eines mittelständischen Produktionsunternehmen, bei dem alle Strippen beim Gründer zusammenliefen, hatten abgewunken. Sie trauten sich nicht zu, in die Fußstapfen des Gründers zu treten und wollten es nicht.

Der Gründer begann, systematisch Verantwortlichkeiten an sein Führungsteam zu delegieren, und investierte er in die Weiterbildung seiner Führungsmannschaft. Gleichzeitig sorgte er dafür, dass alle wichtigen Prozesse und Aufgabenbeschreibungen dokumentiert wurden. Innerhalb von zwei Jahren wehte ein spürbarer jüngerer Wind im Unternehmen und die Nachfolgerin konnte gefunden werden.

Fazit

Inhaberabhängigkeit kann den Unternehmenswert erheblich mindern. Durch gezielte Maßnahmen zur Reduktion dieser Abhängigkeit können Sie das Risiko minimieren und den Wert Ihres Unternehmens steigern. Es ist nie zu früh, mit der Planung zu beginnen und Strategien zur Verringerung der Inhaberabhängigkeit zu implementieren.

Sind Sie sich unsicher, wie stark Ihr Unternehmen von Ihnen als Inhaber abhängt? Möchten Sie wissen, wie Sie diese Abhängigkeit reduzieren und den Unternehmenswert steigern können? Reden wir darüber! Kontaktieren Sie mich für eine individuelle Beratung und maßgeschneiderte Lösungen, die Ihr Unternehmen zukunftssicher machen.

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