Unternehmer, bei denen eine Nachfolge ansteht, stehen oft vor der Frage, welche größeren Investitionen sie jetzt noch tätigen und welche sie an die Nachfolgenden verschieben sollten. Diese Entscheidung kann komplex sein, da sie nicht nur von der aktuellen Geschäftslage, sondern auch den Interessen der potenziellen Nachfolger beeinflusst ist.
Der Dilemma der Investitionsentscheidung
Ein häufiges Szenario: Sie haben sich für eine Investition entschieden, zweifeln aber aufgrund des geplanten Unternehmensverkaufs. Soll die Nachfolge einen Einfluss auf diese Entscheidung haben? Manchmal ja.
Beispiel: Sie überlegen die dringend nötige Einführung eines neuen ERP-Systems für 500 T€. Wenn Sie nicht investieren, ist es wahrscheinlich, dass der Käufer den Investitionsbedarf erkennt und die 500 T€ vom Kaufpreis abzieht. Oder Null €, weil er schon ein ERP-System hat. Oder 1 Mio. €, weil er die Kosten höher einschätzt. Wenn Sie investieren, erwarten Sie ja, dass der Nutzwert die 500 T€ übersteigt. Es kann aber sein, dass der Käufer den Nutzwert für sich niedriger sieht. Der Knackpunkt ist immer, dass der Nachfolger die Investition anders bewerten kann als Sie.
Was also tun?
Ich persönlich komme oft zu der Empfehlung, größere Investitionen nicht mehr zu tätigen. Warum? Wenn Sie investieren, haben Sie das Geld ausgegeben und sind davon abhängig, dass Ihr Käufer später den Nutzen so hoch bewertet wie Sie. Wenn Sie nicht investieren, dann können Sie den tatsächlichen Investitionsbedarf gemeinsam mit Ihrem Käufer klären, z.B. indem Sie ein Angebot einholen.
Warum Zurückhaltung bei großen Investitionen sinnvoll ist
- Bewertung durch den Käufer: Der Käufer könnte die Investition anders bewerten, was zu Missverständnissen und Preisverhandlungen führen kann.
- Liquidität erhalten: Durch Zurückhaltung bei großen Investitionen bewahren Sie die Liquidität des Unternehmens.
- Flexibilität: Der Nachfolger hat die Flexibilität, eigene Investitionsentscheidungen zu treffen, die besser zu seiner Strategie und seinen Plänen passen.
Alternativen zu großen Investitionen
Es gibt Alternativen, die kleiner und flexibler sind:
- Mieten: Anstatt eine teure Investition zu tätigen, können Sie Equipment oder Systeme mieten.
- Outsourcen: Bestimmte Geschäftsprozesse können ausgelagert werden, um Kosten und Risiken zu reduzieren.
- Prozesse umstellen: Durch Optimierung und Umstellung von Prozessen können oft ähnliche Effekte erzielt werden wie durch große Investitionen.
- Risiken verteilen: Arbeiten Sie mit Partnern zusammen, um Risiken und Kosten zu teilen.
Entscheidungsfragen bei unumgänglichen Investitionen
Falls es wirklich keine Alternativen zu der großen Investitionsentscheidung gibt, stellen Sie sich folgende Fragen:
- Wahrscheinlichkeit alternativer Optionen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nachfolger eine andere Option wählt als Sie?
- Bindungsdauer: Wie viele Jahre wird ein Nachfolger an die Konsequenzen Ihrer Entscheidung gebunden?
- Unternehmensstärkung: Schwächen Sie das Unternehmen, wenn Sie jetzt nicht investieren?
Praktische Tipps und Fallbeispiele
Fallbeispiel 1: Ein mittelständisches Produktionsunternehmen stand vor der Entscheidung, eine neue Produktionslinie für 1 Mio. € zu installieren. Der Inhaber entschied sich, die Investition nicht zu tätigen und stattdessen mit dem potenziellen Nachfolger zu besprechen. Gemeinsam entwickelten sie eine alternative Lösung, die flexibler und kosteneffizienter war, wodurch die Übergabe reibungsloser verlief.
Fallbeispiel 2: Ein IT-Unternehmen benötigte dringend ein Update seiner Hardware-Infrastruktur. Anstatt eine teure Kaufentscheidung zu treffen, entschied sich der Inhaber für eine Mietlösung, die kurzfristig die nötige Funktionalität bot und dem Nachfolger die Freiheit ließ, langfristige Entscheidungen zu treffen.
Fazit
Eine anstehende Nachfolge macht große Investitionsentscheidungen noch schwieriger. Je besser es Ihnen gelingt, die Interessen der Nachfolgenden schon einzubeziehen, desto besser entscheiden Sie. Große Investitionen sollten sorgfältig abgewogen und, wenn möglich, mit dem potenziellen Nachfolger abgestimmt werden.
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