„Doppelte Wesentlichkeit“ oder „doppelte Materialität“ klingt zunächst einmal esoterisch – doch mit Esoterik hat das Ganze nichts zu tun. Spätestens ab 2028 müssen viele Unternehmen nach der neuen CSR-Richtlinie (CSRD) berichten. Und auch wer selbst nicht direkt unter die Berichtspflicht fällt, kann schnell betroffen sein: Wenn Sie zum Beispiel an ein Unternehmen liefern, das in Zukunft berichtspflichtig ist, erwarten diese Kunden zunehmend entsprechende Informationen über Ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten. Doch was genau bedeutet „doppelte Wesentlichkeit“ – und warum ist sie für Sie und Ihre potenzielle Nachfolge ein relevantes Thema?
1. Hintergrund: Die CSR-Richtlinie (CSRD)
Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) schreibt vor, dass Lageberichte im Jahresabschluss künftig viel umfassender über Nachhaltigkeit informieren müssen. Es genügt nicht mehr, nur grobe Aussagen zu Umwelt- und Sozialthemen zu machen: Unternehmen müssen anhand fest definierter Kriterien genau darlegen, wie sie auf Nachhaltigkeitsthemen reagieren – und welche Kennzahlen, Ziele und Maßnahmen sie dazu verfolgen.
2. Was heißt „doppelte Wesentlichkeit“?
Zentraler Aspekt der neuen Richtlinie ist die „doppelte Wesentlichkeit“ (auch double materiality genannt). Dabei betrachten Sie Ihre nachhaltigkeitsrelevanten Handlungsfelder aus zwei Perspektiven:
- Außenperspektive (Impacts)
Welche Auswirkungen hat Ihr Unternehmen auf Menschen und Umwelt? - Innenperspektive (Risks and Opportunities)
Welche Auswirkungen haben Umweltveränderungen und gesellschaftliche Entwicklungen auf Ihre Finanzen?
Auf Basis dieser Fragen priorisieren Sie, welche Themen tatsächlich wesentlich sind – also in Ihren Nachhaltigkeitsbericht einfließen müssen.
3. Die Matrix zur Priorisierung
Die CSRD fordert eine Einordnung Ihrer Handlungsfelder in eine Matrix (oft als IRO-Matrix bezeichnet, für Impacts, Risks and Opportunities). Dort erkennen Sie schnell:
- Welche Handlungsfelder sind ökologisch, sozial oder ethisch besonders relevant?
- Wo lauern finanzielle Chancen und Risiken, etwa durch Regulierung oder technologische Neuerungen?
Ein Beispiel: Hat Ihr Unternehmen eine große LKW-Flotte, sind die Emissionen und mögliche Diesel-Regulierungen höchst relevant – sowohl für die Umwelt als auch für Ihr Risiko- und Chancenmanagement.

Alle Themen, die nicht als „unwesentlich“ eingestuft werden (also nicht links unten in der Matrix landen), müssen anschließend mit Kennzahlen, Zielen und Maßnahmen hinterlegt werden. Das klingt nach Bürokratie, stellt aber sicher, dass Sie ein fundiertes Nachhaltigkeitsmanagement aufbauen.
4. Relevanz für die Unternehmensnachfolge
Wer einen Nachfolger sucht oder über einen Verkauf nachdenkt, sollte die Themen rund um die CSR-Richtlinie und doppelte Wesentlichkeit nicht vernachlässigen. Denn:
- Zukünftige Eigentümer und Investoren achten verstärkt auf Nachhaltigkeitsaspekte. Sie wollen Risiken minimieren und Chancen frühzeitig nutzen.
- Wettbewerbsvorteil: Wenn Sie Nachhaltigkeit bereits glaubwürdig verankert haben, ist Ihr Unternehmen für viele Käufer attraktiver.
- Vertrauensvorsprung: Ein transparenter Umgang mit Umwelt- und Sozialthemen stärkt Ihre Glaubwürdigkeit am Markt – und bei potenziellen Nachfolgern.
Fazit
Die Auseinandersetzung mit der doppelten Wesentlichkeit ist kein Selbstzweck: Sie hilft Ihnen, Chancen und Risiken im Bereich Nachhaltigkeit strukturiert zu erfassen und Ihr Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Ob Sie direkt unter die Berichtspflicht nach der CSRD fallen oder nur indirekt betroffen sind – Nachhaltigkeit wird zum zentralen Thema für Lieferanten, Kunden und Investoren.
Denken Sie über eine Unternehmensnachfolge oder einen Verkauf nach?
Ihr potenzieller Nachfolger wird diese Fragen mit Sicherheit stellen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit solide aufgestellt ist. Ich unterstütze Sie dabei, die neuen Anforderungen zu verstehen und sinnvoll in Ihre Strategie zu integrieren.
Reden wir darüber!